Theodor Litt

Theodor Litt, Pädagoge und Philosoph, wurde am 27.12.1880 in Düsseldorf geboren und starb am 16.07.1962 in Bonn.

Litt studierte Altphilologie (das ist die Wissenschaft der Sprache und Literatur der alten Völker), Geschichte und Philosophie. Die Wissenschaft der Philosophie fragt nach dem Wesen der Welt, dem Sinn des Lebens und der Stellung des Menschen im Universum. Sein Studium absolvierte er in Bonn und Berlin. Nach der Promotion, der Verleihung der Doktorwürde (1904), arbeitete er bis 1918 als Oberlehrer an Gymnasien in Bonn und Köln.

Die Erfahrung des ersten Weltkrieges, den er als Ausdruck einer moralischen, kulturellen und politischen Krise Europas ansah, sowie der pädagogischen Reformbewegung dieser Zeit war für Litt Anlass, sich verstärkt der Philosophie und der Pädagogik zuzuwenden, die Möglichkeiten einer autonomen Pädagogik abzuwägen und ihre geisteswissenschaftlichen Grundlagen herauszuarbeiten.

Zu dieser Zeit arbeitete er vorübergehend als Referent im preußischen Kultusministerium. Seit 1919 war er ein  außerordentlicher Professor für Pädagogik in Bonn. 1920 wurde er als Nachfolger Eduard Sprangers auf den Lehrstuhl für Philosophie und Pädagogik an die Universität Leipzig berufen. Bis 1933 entwickelte Litt eine intensive Forschungs-, Lehr-, Publikations- und Vortragstätigkeit und gewann vor allem mit der Reformpädagogik eine bestimmende Stellung innerhalb der geisteswissenschaftlichen Pädagogik.

Als Rektor der Universität Leipzig (1931-32) warnte er vor einer Politisierung der Hochschule und Wissenschaft und verlangte von seinen Kollegen den Beweis politischer Verantwortung durch das Eintreten für die Freiheit von Forschung und Lehre. Entsprechend forderte er nach 1945 die politisch-kulturelle Selbsterziehung des deutschen Volkes zur demokratischen Grundordnung und Grundhaltung.

Theodor Litt ging nach 1933 nicht in die „innere Emigration“, sondern übte offen wissenschaftliche Kritik an der nationalsozialistischen Weltanschauung und ihrem biologischen Geschichtsbild. 1937 entzog er sich der politischen Polemik und dem totalitären Anspruch des Nationalsozialismus, indem er sich freiwillig in den Ruhestand versetzen ließ.

Litt, der, an Pestalozzi anknüpfend, im Konflikt die Grundbedingungen jeder humanen und demokratischen Rechtsordnung und den positiven Ausdruck menschlicher Freiheit und Kreativität sah, kehrte 1945 auf den Lehrstuhl in Leipzig zurück, stellte aber 1947 angesichts neuer Einschränkungen seiner wissenschaftlichen Tätigkeit sein Amt zur Verfügung und folgte einen Ruf nach Bonn, wo er bis zuletzt lehrte.